Der Georgisch-Russische Chor wurde
1998 durch seinen Leiter Yuri Makarov als ständiges Projekt der städtischen
Musikschule Groningen (Niederlande) gegründet. Der gemischte Chor zählt z. Zt.
15 Mitglieder und singt Volkslieder sowie klassische und geistliche Lieder aus
Russland, Georgien und Armenien. Das armenische Repertoir umfasst eine Vielzahl
von Volksliedern, die der armenische Komponist S. Komitas vor etwa 100 Jahren
gesammelt und für mehrstimmigen gemischten Chor bearbeitet hat.
Der Dirigent Yuri Makarov ist Armenier, er
wurde in Georgien geboren und studierte Violine und Gesang in Jerevan
(Armenien). Er war jahrelang ausübender Musiker in der ehemaligen Sowjetunion.
Er baut Violinen und ist Mitglied mehrerer Musikensembles.
Der armenische Komponist und
Musikwissenschaftler „Komitas“ wurde am 26.09.1869
als Soghomon Gevorki Soghomonyan in Kütahya (Türkei) geboren. Da seine Eltern früh
starben, brachte ihn ein Prälat des Ortes in die Klosterschule Echmiadzin, wo er seine Ausbildung erhielt und 1893 Mönch
wurde. Nach der Kirchentradition wurde er auf den Namen „Komitas“
(armenischer Dichter des 7. Jh. n. Chr)
wieder-getauft. Zwei Jahre später wurde er Priester („Vardapet“)
und gründete den heute noch bedeutenden Chor des Klosters Echmiadzin.
1896 ging er
nach Berlin und studierte Musikwissenschaften an der Kaiser Friedrich
Wilhelm Universität. 1899 promovierte er und ging zurück nach Echmiadzin, wo er die Leitung eines mehrstimmigen
Männerchores übernahm. In vielen Reisen durchquerte er die armenischen
Provinzen, um die Eigenarten der Lieder und Tänze seines Volkes zu erforschen
und aufzuschreiben. Auf diese Weise sammelte und veröffentlichte er etwa 3000
Lieder, viele davon in Chorsätzen. Sein Hauptwerk ist das „Patarak“
(Göttliche Liturgie, noch heute Teil des armenischen Gottesdienstes), das er 1892 begann,
aber wegen der Wirren des Ersten Weltkrieges niemals vollendete. Für diese
Komposition verwendete er überlieferte Fragmente der ältesten armenischen
Priester und fügte Elemente seiner Volksmusiksammlung hinzu.
Im Jahre 1910 siedelte er nach Konstantinopel
über, wo er den Großchor “Gusan” gründete. Am 24. April 1915, dem Beginn der Austreibung seines Volkes aus
dem Osmanischen Reich, wurde er zusammen mit nahezu allen armenischen
Intellektuellen verhaftet und auf den Todesmarsch in die Wüste geschickt. Sein
Freund, der türkische Dichter Emin Yurdakul, und der amerikani-sche
Botschafter Henry Morgenthau intervenierten bei der jungtürkischen
Regierung und erreichten die Frei-lassung und
Ausreise nach Paris, zusammen mit den kläglichen Resten seiner vom türkischen
Mob verwüste-ten Musiksammlung.
Traumatisiert von diesen Erlebnissen
verbrachte Komitas seine letzten 20 Jahre in
psychiatrischer Behandlung und starb in der Klinik Villejuif am 22.10.1935. Seine Asche wurde in das
Pantheon von Jerevan überführt. Die Musikakademie von
Jerevan trägt heute den Namen von Komitas.
Sarkis Muradyan:
„Komitas, die letzte Nacht“
(Armenische Nationalgalerie Jerevan)